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Wednesday, July 8, 2020

Keramik: Ofenmuseum Velten sucht alles, was "Typisch Grothe!" ist - Märkische Onlinezeitung

kesanakhir.blogspot.com

Velten (MOZ) Als Hermann Grothe 1926 eine Tonwarenfabrik, spezialisiert auf Gartenkeramik und Pflanzgefäße, in der Veltener Mühlenstraße gründete, ahnte er natürlich nicht, dass fast 100 Jahre später ein Museumsmitarbeiter seine charakteristische Keramik als "bisher unentdeckten Schatz" bezeichnen würde. Das Ofen- und Keramikmuseum bereitet derzeit eine Ausstellung mit dem Titel "Typisch Grothe!" vor. Die Mithilfe der Veltener, die einst sogar Tomaten gegen die rotbraune Keramik eingetauscht haben sollen, ist dabei gefragt.

Leihgaben sind erwünscht

"Die Keramik wurde ganz unterschiedlich wertgeschätzt", sagt Museumsmitarbeiter Lars Lierow. "Einige haben sie nie benutzt", sie also nicht als die Kunst betrachtet, als die das Museum sie heute in den Fokus gerückt haben möchte. "Andere haben sie sicherlich einfach weggeschmissen." Nach dem Gebrauch als ebensolchen Gegenstand. Für Museumsleiterin Nicole Seydewitz war die Keramik 2006 der erste Bezug zu Velten. "Jeder Veltener hat Grothe zu Hause", ist sie überzeugt.

Doch nicht jeder vermeintliche Grothe ist ein echter. "Es gibt nur in seltenen Fällen eine eindeutige Prägung", sagt Lars Lierow, der besonders von einer Kleintierplastik, einem Bären mit drehbarem Kopf, begeistert zu sein scheint. Ein typischer Grothe? Man erkenne die Keramik an ihrer Machart und dem Überzug aus flüssigem Ton, der sogenannten Engobe. "Wenn man die Keramik kennt, dann kann man es schon zuordnen", erzählt der Veltener Keramik-Enthusiast Helmut Plunze. Er ist zudem Mitglied im Förderverein und hat einige Exponate beigesteuert. "Da wir kein Einkaufsetat haben, freuen wir uns natürlich über jede Leihgabe", sagt Nicole Seydewitz.

Ton aus sieben Jahrzehnten

Die Ausstellung ist ab dem 8. August in der coronabedingt verwaisten Tonentdeckerwerkstatt zu sehen. "Mit den Kursen fällt eine elementare Arbeit des Museums weg", bedauert Seydewitz. Gefüllt ist der kleine Raum nun mit Grothe-Ton und Grothe-Inspirationen aus sieben Jahrzehnten. "Wenn man die Keramik das erste Mal sieht, erscheint sie wie ein großer Haufen Rot", sagt Lars Lierow etwas salopp. Doch hinter der Keramik, die spöttisch schon Indianerkeramik betitelt wurde, steckt weit mehr. "Sie ist ein Teil Stadtgeschichte, Grothe ein Veltener Kulturerbe."

Nach dem Umzug in die Luisenstraße etablierte sich die Töpferei ab 1936. Grothe hatte zwei Söhne, die in den Krieg zogen, das Geschäft fortführten und später aus der DDR flohen: Heinz machte 1953 rüber, Karl folgte über Glienicke 1961 in der Nacht des Mauerbaus. Zwischen den Fluchten, im Jahr 1955, starb Hermann Grothe. Die Werkstatt fiel in städtische Verwaltungshände, ein Marwitzer Arbeiter der Hedwig-Bollhagen-Werkstätten übernahm für zwei Jahre. Die Töpferei wurde dem VEB zugeordnet und an den Staatlichen Kunsthandel angebunden. "Grothes war die erste von fünf Werkstätten, die in der DDR dort aufgenommen wurden", sagt Lierow. Die Veltener hätten Kontakte gehabt, um an die über Galerien veräußerten Keramiken zu gelangen. Die Geschichte sei durch die Handschriften verschiedenster Keramiker, die nach Grothes Tod sein Werk fortführten und ergänzten, lebhaft. Auf die Betriebsschließung 1990 und den Neustart mit Grothe-Nachfahren folgte Manuela Malenz, die das Erbe in ihrer "Töpferei in der Alten Feuerwache" bis heute fortführt.

Warum der geschichtliche Ausflug? Zur Eröffnung wird mit einem Begleitkatalog das bisher umfangreichste Grothe-Werk als Zeitdokument erscheinen. "Es passt in unsere Linie, verstärkt die DDR-Keramik in den Fokus zu rücken", sagt Nicole Seydewitz. Hermann Grothe könnte Veltens neues Schlaglicht werden.

Wer Grothe zu Hause vermutet oder eine Anekdote in petto hat, kann sich bis 19. Juli an info@okmhb.de wenden.




July 08, 2020 at 11:23AM
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